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Medienarchiv der Hans-Henning Endres GmbH & Co. KG

Unimog U 401 Schmidt Schneefräse Baujahr 1956

Auch dieser 1956 in Gaggenau gebaute und von der Firma Alfred Schmidt in St. Blasien / Schwarzwald als selbstfahrende Schneefräse ausgestattete UNIMOG 401 (U 25) gehört zu dem bereits berichteten Großauftrag für die Berliner Stadtreinigung. Dort erhält er die interne Bezeichnung UF 9. 

Das Fahrzeug wird als selbstfahrende Arbeitsmaschine eingesetzt. Zur Ausstattung des UNIMOG U 401 gehört eine Schmidt Vorbau-Schneefräse (Stirnfräse) Type VF 1-U mit Aufbaumotor OM 312 6-Zylindermotor der Firma Daimler-Benz AG mit 90 PS auf der verlängerten Pritsche und Durchführung der Kardanwelle durch das Fahrerhaus. Es gibt aus dem gleichen Auftrag noch zwei „Schwesterfahrzeuge“ sowie zwei mit einer Seiten-Schneefräse ausgestattete Exemplare.

Im Ablieferbuch des Daimler-Benz Werks Gaggenau finden wir hierzu die folgenden Angaben:

  • Unimog 25 PS mit der Fahrgestellnummer 401.101-6502538 abgeliefert am 7. August 1956 mit der Motor-Nummer 636.914-65.02610 über Firma Endres, Berlin an Berliner Stadtreinigung in der Ausführung mit Druckluftanlage, Sonderabtrieb sowie Kriechgangzusatzgetriebe.

Die Kundenliste der Firma-Endres beschreibt hier 1956 unter den Folgenummern 264 ff. drei UNIMOG mit Druckluftanlage, Kriechgangzusatzgetriebe, Sonderabtrieb sowie Vorbau-Schneefräse auch das hier zu beschreibende Fahrzeug (Betr. Nr. UF9).

Als weitere Quelle zu den Ursprüngen dieses UNIMOG könnten wir auch den damaligen Kraftfahrzeugbrief 8166511 ansehen. Leider ist der nicht mehr existent, so dass wir hier andere Datenquellen heranziehen müssen. Dort ist u.a. noch vermerkt, dass der UNIMOG in der Farbe RAL 3014 (beige) lackiert ist.

Bei der Zulassung erhält der UNIMOG das Kennzeichen B-S 569 mit folgenden Details:

  • Fahrgestell-Hersteller Daimler-Benz AG, Werk Gaggenau
  • Typ UNIMOG 25 PS
  • Fahrgestellnummer 401.104-6502538
  • Baujahr 1956
  • Antriebsmaschine Daimler-Benz AG, Werk Untertürkheim
  • Typ OM 636 / VI U
  • Motornummer 636-914-6502610
  • Dauerleistung 25 PS bei 2350 U/min
  • Fahrzeug mit den Maßen: Länge 4800 mm, Breite 1900 mm, Höhe 2400 mm
  • Bereifung 6,50-20
  • Getriebe MB mit sechs Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen sowie zwei Kriechgängen, während der Fahrt zuschaltbarer Allradantrieb und
    Differenzialsperren an Vorder- und Hinterachse
  • Elektrik 12 Volt-Anlage mit Gleichstromlichtmaschine 14 Volt, 20 Ampere
  • Fahrerhaus ergänzt mit Dach nach hinten über den Aufbaumotor,
  • Sitzplatz für Fahrer und Beifahrer
  • Türen mit Steckfenstern
  • Höchstgeschwindigkeit 52 Km/h
  • Schneefräse Typ VF 1-U der Firma A. Schmidt, St. Blasien (Fabr.-Nr. 487)
  • Gewicht 800 kg

Das Fahrzeug leistet bei der Berliner Stadtreinigung treue Dienste bis zum Jahresende 1974.

Die Stilllegung erfolgt am 10.Januar 1975. Danach stand das Fahrzeug auf dem Tempelhofer Betriebshof der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR).

„Die Schläuche der Reifen hielten keine Luft mehr, am Fahrerhaus wucherte der Rost und die hölzerne Pritsche faulte langsam aber sicher immer stärker durch. Lange hätte das hochbeinige Gefährt sein Aschenputtel Dasein nicht mehr durchgehalten“.

Der damalige BSR-Werkstattleiter bietet es dem damaligen Museum für Verkehr und Technik als Geschenk an und erhält kurzfristig den Bescheid, dass es in den Bestand des Museums aufgenommen wird. Im März 1991 wird die UNIMOG-Schneefräse an das Deutsche Technikmuseum Berlin (DTMB) (bis 1996 Berliner Museum für Verkehr und Technik, MVT) in der Trebbiner Straße 25 in Berlin-Kreuzberg übergeben. Es wird zunächst mit Muskelkraft in eine überdachte Depothalle des MVT (ein früheres Gebäude der ehemaligen Argus-Flugzeugmotorenwerke) untergestellt.

Bereits im Sommer 1992 kommt Hans-Rüdiger Endres auf die Museumsleitung mit dem Angebot einer Restaurierung des UNIMOG zum vierzigjährigen Firmenjubiläum seines Unternehmens zu. Hatte doch sein Vater diese Schneefräse knapp vier Jahrzehnte zuvor höchstselbst an die BSR ausgeliefert. Für seine Restaurierungszusage durfte er auf die Unterstützung der Daimler-Benz AG, Werk Gaggenau und der Schneefräsen Firma Schmidt in St. Blasien bauen. Das Fahrzeug wird huckepack in den Endres-Zweigbetrieb nach Ludwigsfelde (Brandenburg) transportiert.

Nach Demontage der Schneefräse wird diese auf einer Spezialpalette per Bahn ins Schwarzwälder Herstellerwerk transportiert. “Während dort die Spezialisten sofort mit Sandstrahlgerät dem roten Schaufelwerk zu Leibe rückten“, findet Hans-Rüdiger Endres für den UNIMOG in Horst Wirtgen, einem ehemaligen Endres-Mitarbeiter aus dem Hauptbetrieb in der Kaiserin-Augusta-Allee, den geeigneten Restaurator. Unterstützung findet dieser durch Lehrlinge des Ludwigsfelder Betriebs, die insgesamt 1500 Stunden in die Restauration investieren.

Im März 1993 wird die Schneefräse nach Ludwigsfelde transportiert.

Der Unimog wird dort in alle Einzelteile zerlegt und komplett restauriert.

Hier ist der Unimog bereits fahrbereit.

29.04.1993: Übergabe der UNIMOG-Schneefräse aus dem Bestand der Berliner Stadtreinigung für das Museum für Verkehr und Technik (v.l.n.r.):

  • Manfred Orlowski,
  • Horst Wirtgen,
  • Gerhard Hinrichs,
  • Hans-Rüdiger Endres

Restaurationsbericht von Horst Wirtgen

1993 Das Urviech - aus Oldtimer Praxis,
Bericht zur Restaurierung des BSR Unimog 401 mit Schneefräse

27.05.2011: Abholung und Transport des Unimog U 401 mit Schmidt Schneefräse aus dem Museumsdepot.

28.05.2011: Unimog U 401 mit Schmidt Schneefräse beim Jubiläum 125 Jahre Kurfürstendamm / Oldtimer-Corso auf dem Ku’damm zum 125. Geburtstag des Automobils mit rund 1250 wertvollen Oldtimern aus ganz Europa.

27.08.2011: Unimog U 401 mit Schmidt Schneefräse beim Jubiläum 125 Jahre Automobil auf dem Flughafen Tempelhof.

Während der Sonderausstellung im UNIMOG-Museum 2014 wird das Fahrzeug dort zusammen mit dem „Schwesterfahrzeug“ BSR U 25 von April bis Oktober ausgestellt.

Zur Restaurierung des Unimog 401 mit Schneefräse - ein Lehrlings-Meisterstück- wurde diese Schautafel gezeigt.

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