15. Oktober 1945: Hans-Henning Endres und seine Frau Margarethe gründen nur fünf Monate nach Kriegsende im weitgehend zerstörten Berlin ihre Firma. Die Selbstständigkeit erscheint zu jener Zeit die deutlich bessere Alternative zur allgegenwärtigen Arbeitslosigkeit zu sein. Der Handel mit landwirtschaftlichen Maschinen und Kleingeräten lässt sich den damaligen Verhältnissen entsprechend in der Garage des Privathauses in Berlin-Frohnau bewerkstelligen.
Hans-Henning Endres hat in den Jahren zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bereits umfangreiche Erfahrungen im Vertrieb von landwirtschaftlichen Maschinen sammeln können. Die Unternehmen Hanomag in Hannover und Lanz in Mannheim stellten dabei wichtige Stationen seines beruflichen Lebens dar. Zuletzt war er bei der „Maschinen-Einkaufs-Zentrale landwirtschaftlicher Genossenschaften“ (Mezentra) in Berlin tätig.
Mit guten Fach- und Marktkenntnissen ausgestattet, weiß Hans-Henning Endres sehr genau, was in Berlin an landwirtschaftlichen Maschinen und Geräten gefragt ist.
1945: Visitenkarte von Hans-Henning Endres
Zunächst befindet sich der Firmensitz in der Garage des Privathauses im Pfadfinderweg in Berlin-Frohnau.
20. Juni 1948: In den drei westlichen deutschen Besatzungszonen tritt die Währungsreform in Kraft: Die „Deutsche Mark“ (DM) ersetzt von nun an die bis dahin gültige „Reichsmark“ und „Rentenmark“. Mit einem sogenannten „Kopfgeld“ von 40 DM pro Person (und Umwandlung gesparter Guthaben in das neu eingeführte Zahlungsmittel) geht es erneut in eine ungewisse Zukunft.
8-seitige Preisliste von 1949 von H.-H. Endres Werkvertretungen / Großhandel
Die Blockade der drei Berliner Westsektoren durch die Sowjets vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 erschwert dem Ehepaar Endres den Start in die Selbstständigkeit zusätzlich.
In dieser politisch und wirtschaftlich äußerst herausfordernden Zeit werden im Jahr 1949 in der Flottenstraße 43 in Berlin-Reinickendorf Geschäftsräume angemietet.
1949: Visitenkarte von Hans-Henning Endres
1950: Messestand von Hans-Henning Endres bei der „Grünen Woche“ am Funkturm in Berlin
August 1948: In Frankfurt am Main findet mit der DLG-Ausstellung die erste große Leistungsschau nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Auf dieser Landwirtschaftsmesse wird der Unimog der Fachwelt erstmals als sensationelle Neuheit vorgestellt. Er war ursprünglich gedacht als „motorgetriebenes Universalgerät für die Landwirtschaft“.
Der Besuch der DLG-Ausstellung stellt für den Jungunternehmer Hans-Henning Endres eine Pflichtveranstaltung dar – und dort wird er zum ersten Mal in Kontakt mit dem neuartigen Ackerschlepper kommen. Er erkennt das Potenzial dieses einzigartigen Fahrzeugs, das weniger einem Traktor denn einem Kleinlaster gleicht.
August 1951: Hans-Henning Endres sieht die Möglichkeit gekommen, sich bei der Direktion der Daimler-Benz AG in Gaggenau als selbstständiger Handelsvertreter zu empfehlen. Allerdings teilt ihm die Abteilung „Unimog“ im Oktober 1951 in einem Antwortschreiben mit, dass sie in Berlin bereits mit einem anderen Unternehmen in Verbindung stehe und der erste Unimog demnächst dorthin ausgeliefert werde.
Antwortschreiben der Daimler-Benz AG vom 6. Oktober 1951 öffnen
15. Oktober 1951: Hans-Henning Endres gibt sich mit dieser Absage nicht zufrieden: In einem weiteren Schreiben legt er kämpferisch seine Qualifikation nebst seiner bisherigen beruflichen Entwicklung dar. Auch eine Reise nach Gaggenau zur persönlichen Kontaktaufnahme ist ihm das Projekt wert – und das mit Erfolg.
Schreiben vom 15. Oktober 1951 öffnen
8. November 1951: Hans-Henning Endres bedankt sich bei Dr. Alfred Rummel – dem Kaufmännischen Leiter und späteren Werksleiter – für die außerordentlich freundliche Aufnahme am 6. November 1951 vor Ort in Gaggenau und dafür, dass er sich jetzt ebenfalls zu den „Mitstreitern für den Unimog“ zählen darf.
29. November 1951: Hans-Henning Endres übernimmt für die Daimler-Benz AG die Unimog-Generalvertretung in West-Berlin.
Bestätigungsschreiben der Daimler-Benz AG vom 29. November 1951 öffnen
West-Berlin liegt als Enklave in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und ist somit vom Umland wirtschaftlich getrennt.