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Medienarchiv der Hans-Henning Endres GmbH & Co. KG

Eine Zugfahrt durch mein Leben

Rede anlässlich der Feier zum 75. Geburtstag von Hans-Rüdiger Endres

Ich möchte euch jetzt alle auf eine Zugfahrt durch mein Leben mitnehmen.

Eine Zugfahrt mit vielen Haltestellen und Wartezeiten. Mit vielen Begrüßungen und Abschieden. Mit Freud und Leid.

Auf dieser Fahrt sind viele Passagiere eingestiegen und auch wieder ausgestiegen.

Manche haben durch ihren Ausstieg eine große Leere hinterlassen.

Bei anderen habe ich gar nicht gemerkt, dass sie nicht mehr im Zug sitzen.

Meine Zugfahrt begann genau heute vor 75 Jahren am 22. Januar 1947 im Krankenhaus von Berlin-Hermsdorf. Meine Eltern haben mich dort in Empfang genommen.

Als kleines Kind habe ich mir gewünscht, dass meine Eltern für immer mit mir reisen werden. Später wusste ich, dass sie an einer bestimmten Haltestelle aussteigen werden und ich meine Reise leider ohne sie fortsetzen muss.

Zurückblickend bin ich mir heute sehr bewusst, dass ich schon zur Geburt ein doppeltes Glück hatte:

Erstens, dass ich nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurde und wir in Deutschland nun schon eine friedliche Zeit erleben dürfen. Meine Eltern mussten dagegen zwei Weltkriege überleben.

Als weiteren Glücksfall empfinde ich, dass mein Elternhaus im Westteil von Berlin stand und nicht zwei Kilometer weiter in der sowjetisch besetzten Zone.

Meine jüngere Schwester Angelika ist 1949 in den Zug eingestiegen. Wir beide haben in unserem Leben viel Zeit gemeinsam verbracht, besonders im geschäftlichen Bereich.

Mein erstes Lebensjahrzehnt habe ich in sehr glücklicher Erinnerung.

1953 Einschulung Hans-Rüdiger Endres (geb.22.01.1947),
daneben seine Schwester Angelika Endres (geb.14.05.1949).

Beide stehen vor dem ersten Vorführfahrzeug von Hans-Henning Endres.

1957, als Kind mit 10 Jahren, musste ich erstmals an einer Haltestelle umsteigen.

Ich wechselte die Schule und kam in das Internat Königin Luise-Stiftung in Berlin-Dahlem. Dort lernte ich unter anderem Helmut Zühlke kennen, der heute Abend am Tisch bei meiner Schwester sitzt.

Ich war acht Jahre in diesem Internat und beendete meine Schulzeit dort 1964.

Im selben Jahr begann meine Berufsausbildung als Kfz-Schlosser bei der Daimler-Benz AG im Werk-Marienfelde.

In der Mercedes-Benz Niederlassung lernte ich 1966 Hans-Joachim Dombrowski kennen.

Er ist heute mein Schwager, und für meine Schwester und mich war er Mitgesellschafter in einer unserer Firmen.

Hans-Joachim und ich sind seit vielen Jahrzehnten in einer Wandergruppe, zu der unter anderem auch Georg Tilgner gehört, der auch an diesem Tisch sitzt.

1967, als ich 20 Jahre jung war, begann mein drittes Lebensjahrzehnt.

In diesem Jahrzehnt ging es mit meiner Berufsausbildung weiter.

Mein Zug fuhr in den schönen Schwarzwald.

Dort in Calw besuchte ich die Bundesfachschule für Betriebswirtschaft.

In dieser tollen Zeit habe ich Kurt Brockmann aus Hamburg und Rolf Röttger aus Hannover kennengelernt. Mit beiden entstand eine Freundschaft, die bis heute hält.

 

1968 fuhr mein Zug zurück nach Berlin und ich habe dort auf der Wirtschaftsakademie sechs Semester studiert und das Studium erfolgreich abgeschlossen.

Mit dem Besuch der Meisterschule und der Meisterprüfung im Kfz-Handwerk habe ich schließlich 1973 meine Berufsausbildung abgerundet.

1977 mit mittlerweile 30 Jahren, war ich in der elterlichen Firma tätig.

Im Zug meines Lebens saß ich wieder mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester zusammen.

 

Auf dem Endres Betriebsgelände (v.l.n.r.): 

  • Margarethe Endres,
  • Angelika Endres,
  • Hans-Henning Endres (mit Hund Cherry).

1980 heiratete ich zum ersten Mal. Ab 1982 gehört mein Sohn Manuel mit zu meinem Leben.

1987, als ich 40 Jahre alt war, verließ mein Vater den Zug meines Lebens für immer.

1989 passierte in Berlin etwas, was kaum einer vorhergesehen hat.

Die Berliner Mauer öffnete sich und ich erlebte Weltgeschichte direkt vor Ort.

Hier in Berlin fand die Wiedervereinigung unmittelbar statt und in der Stadt herrschte eine unvorstellbare Stimmung.

Die Deutsche Einheit 1990 ist wahrscheinlich in meinem ganzen Leben der größte Glücksfall. Ich war zu dieser Zeit im besten Lebensalter.

Mein Zug stand am Berliner Hauptbahnhof. Ich bin umgestiegen und durfte mir neue Reiseziele aussuchen. Mir eröffneten sich Perspektiven, die ich mir vorher nicht im Entferntesten erträumt hätte.

Ein Zitat von John F. Kennedy nahm ich mir zu Herzen: 

Wann, wenn nicht jetzt?
Wo, wenn nicht hier?
Wer, wenn nicht wir? 

 

Das Foto entstand am 10.11.1989 ca. 01:00 Uhr mit Blick in Richtung Ost auf die Berliner Mauer vor dem Brandenburger Tor, Hans-Rüdiger auf der Mauer - Vierter von rechts (dunkelgrüner Mantel).

1994 verließ auch meine Mutter den Zug meines Lebens und folgte damit meinem Vater.

1997 wurde ich 50. Geburtstag Jahre alt. Dieser Geburtstag war kein Höhepunkt in meinem Leben, ganz im Gegenteil:

Meine erste Frau verließ mich, zusammen mit unserem damals 14-jährigen Sohn. Ich war dadurch in unserem Haus erstmal allein.

Zum Jahreswechsel 1997/1998 bin ich allein mit Manuel im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Zug in die Schweiz gefahren.

An dieser Haltestelle des Robinson Club traf ich den Kommissar Zufall.

Der Zufall wollte es, dass zur gleichen Zeit auch Brigitte mit ihrer Tochter Rebecca dort Winterurlaub machte.

Unsere Kennenlerngeschichte besteht aus einer Reihe von Zufällen:

Unter anderem wurden wir in dieselbe Skigruppe eingeteilt. Und kaum zu glauben, wir sind heute noch mit einigen Menschen dieser Skigruppe befreundet. Davon sind heute hier:

Unser Trauzeuge Carsten mit Sylvia aus MeckPomm sowie Gisela und Axel aus Bad Oeynhausen.

Seit unserer Hochzeit am 28.Dezember 1999 sitzt Brigitte im Zug meines Lebens an meiner Seite. Darüber bin ich sehr glücklich und dankbar.

Durch unsere Heirat gehören ihre beiden Töchter Raphaela und Rebecca mit zu meiner Familie. Ihre Ehemänner, unsere Schwiegersöhne Sven und Sebastian sitzen auch häufig mit in unserem Zugabteil.

 

Brigitte ist im Jahr 2004 in den Lions-Club Glienicker-Brücke eingetreten. Dadurch haben wir einen neuen Freundeskreis gewonnen, die für uns wichtige Wegbegleiter heute sind. Das ist der Grund, dass die Lions-Freundinnen und Freude heute zahlenmäßig die größte Gruppe sind.

Im Jahr 2014 hat mein Sohn Manuel geheiratet und unsere Schwiegertochter Tina ist damals auch in unseren Zug eingestiegen.

Für Brigitte und mich ist das Familienglück durch die Geburt von mittlerweile fünf Enkelkindern perfekt:

Emma kam 1999 auf die Welt, kurz bevor Brigitte und ich geheiratet haben.

Luisa wurde 2002 geboren und ihre Schwester Cosma folgte im Jahr 2004.

Julia Endres erblickte 2015 und ihr kleiner Bruder Milo 2019 das Licht der Welt.

Beide sind noch zu klein, um heute dabei zu sein.

Hier im Raum sitzen noch mehr Freundinnen und Freunde von mir, die ich auf meiner langjährigen Reise irgendwann in den Zug meines Lebens eingestiegen sind – und bei mir sitzengeblieben- sind. Keiner von uns weiß, an welcher Haltestelle er aussteigen muss und sein Platz für immer leer bleibt.

Ich hoffe, dass unsere Freundschaft trotz teilweiser räumlicher Entfernung noch viele, viele Jahre anhalten wird. Ich will auf jeden Fall den Kontakt zu euch weiterhin pflegen!

Und ich bin sehr gespannt, wohin uns unsere gemeinsame Fahrt noch führen wird und welche Reiseziele sie mit sich bringt.

Ich empfehle euch: jeden einzelnen Tag das Leben zu genießen. Carpe diem!

Zusammen mit meiner Frau genieße ich diesen schönen Ausblick und die vier Jahreszeiten in Südtirol.

Wir sind glücklich und mit allem zufrieden, weil wir beide gesund sind.