Der Unimog U15 der Berliner Stadtreinigungsbetriebe BSR ist wieder aufgetaucht.
Der Unimog U15, Baujahr 1956, hat die Fahrgestellnummer 650 2544 und ist einer der letzten Unimog 401.
Kennzeichen: B - S 575.
1956: Der Unimog U15 ist Teil eines Großauftrages von der Berliner Stadtreinigungsbetriebe BSR und umfasst folgende Unimog Fahrzeuge:
Auszug aus der Endres Käuferliste.
1976: Der Unimog U15 wird von der BSR ausgemustert.
Vermutlich wird dann der Unimog an die Firma Schieke-Anhänger, Waldstraße 45 in Berlin 21 (Moabit) verkauft, siehe Schilder an der Pritsche.
Dort erhält er auch sein neues rotes Farbkleid und dient als Hofhund zur Firmen-internen Logistik ohne amtliche Zulassung.
Der weitere Weg führt diesen Unimog in die Hände eines Sammlers in der Region Celle, wo er sehr lange, teils draußen, stand. Dessen Hof wird Ende 2018 in einem Insolvenzverfahren aufgelöst und der Unimog steht wieder zum Verkauf.
2019: erfolgt die Bergung dieses Schätzchen.
Der Unimog wird nach Gütersloh verbracht.
Erst zum Zeitpunkt der Abholung ist klar, das sich ein Berliner Bär auf der Tür befindet.
Es braucht einige weitere Tage bis die Erkenntnis reift, dass es sich hiermit um ein Schwesterfahrzeug des bekannten U25 Putzteufel handelt.
Erst mit Ablösen des roten Lacks kommt die originale Wagennummer der Berliner Stadtreinigungsbetriebe BSR zu Tage. Wohin gegen der Berliner Bär bei der orangenen Lackierung ausgespart wurde.
Der Zahn der Zeit nagte stark an diesem Unimog.
Ohne Fußmatte wäre dort nur noch Luft.
Bei den Instrumenten im Armaturenbrett ist zu bemerken:
Ein Fahrtenschreiber ist auch installiert, welcher allerdings nur bis 45km/h anzeigt.
Dieser läuft tatsächlich aktuell noch und zeigt ca. 65.000km an.
Für Rangierarbeiten ist eine 1-Leiter Kupplung am Heck des Fahrzeugs sowie an der Front vorhanden, was auch durch die Bestellunterlagen dieses Fahrzeuges nachvollzogen werden kann:
Beide Kupplungsköpfe der Einleiter-Bremse sind durch einen zweiten Kupplungskopf mit Zuluft ergänzt, allerdings ist diese Verwendung nur im Rangierbereich zu nutzen und im öffentlichen Straßenverkehr nicht zulässig, da der Anhänger bei leichtem Bremsen des Fahrzeugs sofort eine Vollbremsung vollzieht. Bei einer Vollbremsung des Fahrzeugs hingegen bremst der Anhänger kaum oder gar nicht mehr.
Wahrscheinlich eine Nachrüstung der Firma Schieke um auch damals moderneren Anhänger mit 2 Leiter Bremse auf dem Hof bewegen zu können.
Der Aufnahmebalken für das Schmidt Profiliergerät ist noch vorhanden, wurde aber anders genutzt.
Das Profiliergerät existiert nicht mehr.
Die Anbauböcke sind bereits wieder beschafft.
Auf dem nebenstehenden Bild sieht man hier auch nochmal schön den Aufnahmebalken wie er am Fahrzeug verbaut ist.
Rechts der fahrerseitigen Rückleuchte sieht man nochmal den Kupplungskopf der 1-Leiter-Bremse.
Der rechte Kotflügel liegt auf dem Rahmen, erkennbar auch der rückwärtige Arbeitsscheinwerfer der auch 1956 so bestellt wurde (unterhalb des Schieke Schildes).
Zusätzlich verfügt der Unimog nicht nur über die offensichtliche Schmidt Anbauplatte sondern auch über einen Unterzugrahmen zur Aufnahme von Stößen und Entlastung des Hauptrahmens durch Schneepflüge oder andere schwere Anbaugeräte (die großen Pfeile zeigen die unter der Vorderachse durchlaufenden Rohre die von der Rahmen Mitte bis zur Anbauplatte absteifen, die kleinen Pfeile zeigen die Punkte wo Kräfte in den Rahmen eingeleitet werden, hier befindet sich die Getriebe-Traverse).
Um diese auch heben zu können ohne sofort in den Anschlaggummis zu liegen wurden von Werk aus verstärkte vordere Federn eingebaut.
Darüber hat der Unimog im Beifahrerfußraum einen kleinen Hebel, der hinunter ins Radhaus führt.
Dort befindet sich ein Wasserhahn, an dem Leitungen bis zum Ende der Pritsche montiert waren.
Die vordere Schelle des Wasserschlauchs ist hier noch zu sehen.
Ebenso auch die hintere Schelle des Wasserschlauchs.
Für eine temporär Inbetriebnahme des Unimog werden folgende Instandsetzungen durchgeführt:
2021: Unimog U15 im Wintereinsatz (nach einem über jahrzehnte-dauernden Winterschlaf).
Dort lief er gute 10 Motorstunden, erstaunlich dabei der gute Öldruck im warmen Zustand trotz der biblischen Laufleistung von 5500 Stunden.
Zu der Zeit gab es eine Woche lang minus 15 Grad (oder kälter) und der Unimog stand während dieser Zeit in einer Zeltgarage, sprich: er stand eine Woche bei minus 15 Grad.
Der Unimog glühte eine Minute vor, dann wurde der Anlassschalter gezogen:
Interessant ist der separate Nebenstromölfilter der auch bei anderen BSR Unimogs am Beifahrerfußraum zu finden ist.
Dieser taucht bei sonstigen Serien-Unimog nicht auf, es scheint eine Sonderausrüstung für die BSR zu sein, um den originalen Spaltfilter des Unimog zu unterstützen und die Lebensdauer des Motors durch ein bessere gefiltertes Öl zu verlängern.